16.04.2009

Pressemitteilung zur aktuellen Milchmarktentwicklung

Pressemitteilung zur aktuellen Milchmarktentwicklung

Rehburg-Loccum, 16.04.2009

Sinkender Absatz im In- und Ausland hat die Weltmarktpreise für Milch und Milchprodukte auf einen Tiefstkurs gedrückt. Die frischli Milchwerke sehen welche Folgen die rückläufige Milchpreisentwicklung hat. Der politisch vorgegebene Anpassungsprozess eines Einstieges in einen offenen Markt ist eine Herausforderung für Landwirte, aber auch die Molkereiwirtschaft insgesamt.

In einem offenen Markt bestimmen letztlich Angebot und Nachfrage den Preis. Die Molkereien müssen alle angelieferte Milch bestmöglich verkaufen. Die vorhandene Milchmenge sorgt in Verbindung mit der national und international rückläufigen Nachfrage für stark sinkende Preise. Auch die Discounter und der sonstige Lebensmittelhandel kaufen zu Marktpreisen ein und können derzeit günstigere Einkaufspreise bei den Molkereien aushandeln. Im Ergebnis bedeutet dies jedoch aktuell, dass die vielen Molkereien in Europa nicht mehr in der Lage sind, Milchpreise auszuzahlen, welche die Kosten der Milchproduktion beim Landwirt decken.

Europa ist ein Exportland, es werden ca. 13 Mrd. kg Milch mehr produziert als konsumiert und diese Menge muss auf dem Weltmarkt abgesetzt werden, wo aktuell Milchauszahlungspreise von 15 Cent zu erzielen sind.

Im Sommer 2007 herrschte eine nahezu gegenteilige Marktsituation. Die Preise für Milch und Milchprodukte waren EU-weit, aber auch am Weltmarkt förmlich explodiert. Grund für den Preisanstieg war seinerzeit ein Mangel an Rohmilch am Weltmarkt, was sich rasch auch auf den Markt in Europa und Deutschland auswirkte. Die Lager waren leer gekauft. Die Preise stiegen rapide an. Zur Freude der Landwirte, die teilweise die höchsten Erzeugerpreise seit vielen Jahrzehnten erzielen konnten.

Bereits im September begannen jedoch die Preise wieder zu sinken. Die Verbraucher kauften wegen der höheren Preise weniger Milchprodukte ein. Die weiterverarbeitende Industrie, wie zum Beispiel Bäcker und Eiscremehersteller, ersetzten teuren Rahm durch preiswerteres Pflanzenfett. Die Folge waren wachsende Lagerbestände und damit fallende Preise. Hinzu kam dann die Finanz- und Wirtschaftskrise, im Zuge derer auch die internationalen Einkäufe von Milch und Milchprodukten stark zurückgingen.

Auffällig wurde dies für die Öffentlichkeit erstmals mit den Preissenkungen für Molkereiprodukte im Einzelhandel zum Dezember 2007, denen zahlreiche weitere Preissenkungen folgten.

Eine Stabilisierung der Preise ist erst zu erwarten, wenn weniger Milch als derzeit produziert wird und die Nachfrage steigt, sofern agrarpolitisch in der EU weiter der Kurs in Richtung Subventionsabbau und Marktöffnung beibehalten wird.

In den aktuellen Anlieferungszahlen sind erste Tendenzen zu erkennen, dass es eine Entwicklung zu weniger Anlieferung gibt, was sich stabilisierend auf die Marktpreise auswirken dürfte. Des Weiteren bleiben mittelfristig die positiven Aussagen der Agrarwissenschaft über die Zukunft der europäischen Milchwirtschaft gültig: die Weltbevölkerung wächst schneller als das Milchangebot. Deutschland mit seinen guten Erzeugerstandorten, den hervorragend ausgebildeten Milcherzeugern und den leistungsfähigen Molkereien wird als Exporteur von dieser perspektivisch wachsenden Nachfrage profitieren.

Wir müssen für uns zur Kenntnis nehmen, dass bestimmte Rahmenbedingungen – auf europäischer Ebene aber auch auf Bundesebene - politisch gesetzt sind, z.B.:

  • Der Ausstieg aus der Milchgarantiemengenregelung ab 2015
  • Die Erhöhung der Milchquoten
  • Die Beendigung der Marktstützungsmaßnahmen
  • Verbleibendes Stützungsniveau für Milchprodukte von max. 20 ct/kg
  • Eintritt in den freien Markt schon vor 2015
  • Die Umstellung von produktbezogenen Beihilfen auf direkte Beihilfen.
  • Bekenntnis zu einem marktwirtschaftlichen Modell

Nur innerhalb dieser Rahmenbedingungen können die Molkereien das bestmögliche Ergebnis innerhalb der gemeinsamen Wertschöpfungskette mit den Milchlieferanten erzielen.

Als Molkerei sind wir abhängig von einem gut funktionierenden Milchmarkt. Ohne einen auskömmlichen Milchpreis keine Milcherzeugung. Ohne Milcherzeugung keine Molkereien. Ohne Molkereien kein Angebot für den Handel und keine Milchprodukte für die Verbraucher. Sichere, qualitativ hochwertige und gesunde Milchprodukte lassen sich nur herstellen, wenn hierfür ein angemessener Preis erwirtschaftet wird.

Unser Unternehmen muss sich den politisch vorgegebenen neuen Marktbedingungen stellen. Allerdings gibt es an dieser Stelle auch einige Anforderungen an die Politik:

  • Die politisch vorgegebenen Rahmenbedingungen müssen klar und eindeutig sein und stabil und berechenbar. Nur so kann ein Markt effizient funktionieren und sich alle Marktteilnehmer angemessen auf entsprechende Veränderungen einstellen.
  • Der Übergang zu der politisch gewünschten Marktwirtschaft muss sozial abgefedert werden.

Nur so kann ein sozialverträglicher und verantwortlicher Übergang in einen offenen Markt für die Milchwirtschaft erreicht und eine nachhaltige Versorgung der Bevölkerung mit gesunden und sicheren Molkereiprodukten gewährleistet werden.

Hans Holtorf, Sprecher der Geschäftsführung frischli Milchwerke GmbH

Nachhaltigkeit bei frischli
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Unsere Landwirte sind nach QM-Milch
zertifiziert.